Berufsvorbereitende Deutschklassen im Online-Modus

Veröffentlicht am Mittwoch, 14.04.2021 | Peter Wollinger

Kategorien: Berufsvorbereitung

Der Lockdown hat große Auswirkungen auf die Beschulung        

An der Staatlichen Berufsschule I Deggendorf werden zwei Deutschklassen geführt: Die eine wird direkt an der Schule unterrichtet und ist für Schülerinnen und Schüler vorgesehen, die noch keine oder nur sehr geringe Deutschkenntnisse haben. Die andere Deutschklasse wird im Ankerzentrum beschult. Sie bietet den 16-25-jährigen Bewohnern der Einrichtung die Möglichkeit, Deutsch zu lernen. Damit wird auch der Schulpflicht Genüge getan, denn jeder Jugendliche und junge Erwachsener muss, wenn er hier drei Monate seinen festen Wohnsitz hat, die Berufsschule besuchen, auch wenn er keine Ausbildung absolviert.

Alle diese Schülerinnen und Schüler haben einen Migrationshintergrund. Egal, ob sie vor den Konflikten im Nahen Osten geflohen sind, ob sie der Armut und der Perspektivlosigkeit ihrer afrikanischer Heimatstaaten zu entrinnen versuchen oder ob sie mit ihren Eltern aus EU-Mitgliedsstaaten zu uns gekommen sind, sie alle müssen sich bei uns integrieren, beziehungsweise müssen integriert werden. Der Schlüssel für die Integration ist die Sprache des Gastlandes. Nur wer diese möglichst gut beherrscht, hat eine Chance, hier ein selbstständiges Leben führen zu können und nicht Außenseiter zu bleiben oder zu werden. Dies ist auch der Grund dafür, dass die sogenannten Deutschklassen eingeführt wurden.

Die Schülerinnen und Schüler haben naturgemäß unterschiedliche sprachliche Fähigkeiten. Die eine lernt eine neue Sprache leicht, der andere tut sich sehr viel schwerer damit. Aber allen macht die Corona-Pandemie wegen der damit verbundenen Verpflichtung zu Distanzunterricht stark zu schaffen. Ein sehr großer Teil ist trotz oder gerade wegen der Umstände sehr engagiert und beteiligt sich mit großem Eifer am Distanzunterricht. Aber jede Woche 30 Stunden am PC oder am Handy zu verbringen und Deutsch zu lernen, ist ein mühsames Unterfangen. Auch für die Lehrkräfte ist es eine große Herausforderung, die Schülerinnen und Schüler zu motivieren. Deshalb ist es erstaunlich und eben nicht selbstverständlich, dass ein Großteil der Betroffenen bei der Stange bleibt, die Hausaufgaben regelmäßig macht und zur Begutachtung vorlegt. Zu bedenken ist dabei, dass viele der Schülerinnen und Schüler zu Hause keine Unterstützung erhalten können, weil manche alleine sind und weil Eltern oder Geschwister selber kein Deutsch sprechen.

Am schwierigsten ist die Situation im Ankerzentrum. Viele Schülerinnen und Schüler haben kein funktionierendes WLAN in der Einrichtung oder in den Außenstellen, in die einige Bewohner Corona-bedingt verlegt werden mussten. Deshalb erhalten sie ihre Lernmaterialien per Post. Die ausgefüllten Arbeitsblätter sollen dann wieder an die Lehrkräfte zurückgegeben werden. Für viele ist das eine zu große Herausforderung.

Deshalb hoffen alle Beteiligten auf einen Rückgang der hohen Inzidenzzahlen, damit die Schule wieder im Präsenzmodus arbeiten kann. Auf diese Weise könnten das persönliche Gespräch von Angesicht zu Angesicht und das Miteinander im Klassenzimmer das Erlernen der Sprache beschleunigen und eine bessere Zukunft für die Schülerinnen und Schüler der Deutschklassen ermöglichen.

Josef Wagner

Das Bild zeigt Schüler der Deutschklasse, die an der Berufsschule unterrichtet wird, bei einer Online-Konferenz.