Elektroniker unterstützen Amnesty International

Veröffentlicht am Dienstag, 05.05.2020 | Peter Wollinger

Kategorien: Elektrotechnik | Allgemeinbildender Unterricht

Das Thema Menschenrechte im Religions- und Deutschunterricht      

„Es ist nicht schön, wenn man erfährt, dass man sterben wird. Niemand möchte das. Ich hoffe, dass ich freikomme und wieder zur Schule gehen kann.“ – Diese Worte stammen von Magai Matiop Ngong, der im Südsudan seiner Hinrichtung entgegensehen muss. Aus seinem Gewehr hatte sich während einer Auseinandersetzung unter Jugendlichen ein Schuss gelöst und seinen Cousin getötet. Das sei ein Unfall gewesen, so Magai, der zum Tatzeitpunkt erst 15 Jahre alt war. Im Gerichtsverfahren musste er sich selbst verteidigen. Nach südsudanesischem Recht und auch entsprechend der UN-Kinderrechtskonvention ist es eigentlich rechtswidrig, die Todesstrafe gegen Minderjährige zu verhängen.

Zum Thema Todesstrafe haben (nicht nur junge) Menschen klare, wenn auch sehr konträre Meinungen. Diese wurden im Religionsunterricht thematisiert und sowohl vor dem Hintergrund der christlichen Perspektive als auch des Grundsatzes von Amnesty International – „Eine Regierung kann nicht gleichzeitig die Menschenrechte achten und die Todesstrafe verhängen.“ – diskutiert.

BriefmarathonAufbauend auf diese Vorüberlegungen hat sich die Klasse Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik 12a im Deutschunterricht mit diesem und einem weiteren Fall von Menschenrechtsverletzung beschäftigt: Anfang des Jahres 2019 hatte es Yasaman Aryani gewagt, bewusst gegen die Kleiderordnung im Iran zu verstoßen. Am internationalen Weltfrauentag trug sie ihr Haar offen und bewegte sich so in der Öffentlichkeit. Sie verteilte Blumen an Frauen. Aus europäischer Sicht ist es unbegreiflich, woran sich hierbei ein Staat stören kann. Doch der iranische Staat wertete die Aktion als Kritik an bestehenden Gesetzen, die Frauen in ihrer Freiheit einschränken. Derartiges Vorgehen steht unter Strafe und die 24-Jährige wurde zu 16 Jahren Gefängnis verurteilt.

Im Rahmen der Thematik „Geschäftsbrief“ wurde im Deutschunterricht unter Anleitung von Dr. Martina Zimmermann und StRin Magdalena Budweiser die Geschichte Yasamans aufgegriffen. Die Schüler bekundeten ihre Anteilnahme und ihren Protest, indem jeder Einzelne einen offiziellen Brief an die iranischen Behörden schrieb. Diese Aktion wird von Amnesty International im Rahmen des Briefmarathons unterstützt und soll durch weltweite Aufmerksamkeit dazu führen, dass die Zuständigen in den jeweiligen Regierungen umdenken und die ungerechtfertigten Strafmaßnahmen zurücknehmen.

Im ersten Moment mag man an der Wirksamkeit einer derartigen Aktion zweifeln: „Was bringt es, wenn ich einen Brief schreibe?“ Doch wenn man bedenkt, dass sich mehrere hunderttausend Menschen an der weltweiten Aktion beteiligen und die zuständigen Behörden mit Briefen fluten, kann man einschätzen, welche Wirkung das Briefeschreiben trotz allem haben kann. Und so ist auch im Fall von Yasaman schon ein Teilerfolg zu verzeichnen: Ihre Haftstrafe wurde zumindest von 16 Jahren auf neun Jahre und sieben Monate verkürzt.

Dr. Martina Zimmermann, Magdalena Budweiser