Europatag

Veröffentlicht am Freitag, 19.05.2017 | Peter Wollinger

Kategorien: Allgemeinbildender Unterricht | Aktivitäten

„Die absolute Wahrheit ist nie die, die man für sich beansprucht.“

Aus Anlass des Europatages fand an unserer Berufsschule eine Veranstaltung für Schüler aus allen Fachschaften und der Technikerschule zum Thema „Europa und Europäische Union“ statt. Vendula Maihorn und Daniela Zeh vom Europabüro Niederbayern „europe direct“ in Freyung nahmen die Einladung durch den Schulleiter OStD Ernst Ziegler und den Organisator, den Fachbetreuer für Sozialkunde OStR Markus Lauterbacher, gerne an. Sie konnten für den Gesprächskreis den Europaparlamentsabgeordneten Ismail Ertug gewinnen, der den Schülern erstaunlich klar, direkt und erfrischend ehrlich seine Aufgaben schilderte. Der gebürtige Amberger ist seit 2009 Mitglied des europäischen Parlaments und vertritt dort die Regionen Niederbayern und Oberpfalz.

In einer kurzen Einleitung stellte Frau Maihorn die Bedeutung der EU für unseren Alltag dar. So wurde den Schülern wieder ins Gedächtnis gerufen, dass die Idee eines gemeinsamen Europas aus dem „Trümmerhaufen“ nach dem Krieg und angesichts großer Konflikte entstanden ist. Es sei sehr mutig gewesen, den Versuch zu unternehmen, als ehemals bis auf den Tod verfeindete Staaten eng zusammenzuarbeiten. Die EU sei seit 70 Jahren „eine der wichtigsten Institutionen zur Friedenssicherung überhaupt“ und es gebe aktuell keine bessere Alternative. Die Mitgliedsstaaten würden zwar untereinander streiten, aber das gehöre in einer Familie, also auch in der europäischen Familie, einfach dazu, so Maihorn.

Ertug, der als Mitglied der Delegation für Beziehungen zu den Ländern Südostasiens und den Vereinigten südostasiatischen Staaten (ASEAN) regelmäßig diese Länder bereist und mit jungen Leuten kommuniziert, rief den Zuhörern ins Gedächtnis: „70 % der Weltbevölkerung beklagen, dass es ihnen nicht möglich sei, das Leben so gestalten zu können, wie wir in Europa es für selbstverständlich halten. Europa ist durch Konflikte entstanden und wenn wir von unseren gemeinsamen Werten abweichen und nicht mehr zusammenarbeiten, gibt es zwangsläufig und unweigerlich Krieg. Wir leben in einem Land mit vielen Freiheiten – in einer offenen Gesellschaft. So können wir frei reisen, wählen, unsere Neigungen ausleben und vieles mehr. Aber um die Erhaltung dieser Errungenschaften muss ständig gerungen werden.“ Die ca. 80 Teilnehmer sprachen ihn natürlich im Rahmen der Diskussionsrunde auf die antieuropäischen und autoritären Bewegungen im Osten Europas an.

Als Fachbetreuer für Sozialkunde bedanke ich mich sehr herzlich bei Vendula Maihorn für die gute Zusammenarbeit und hoffe, dass wir im kommenden Schuljahr eine ähnliche Veranstaltung durchführen können. Zudem bedanke ich mich bei Herrn Ertug für sein großes Engagement. Eine Aussage, die sicherlich nicht nur auf die Zusammenarbeit der EU-Staaten zutrifft, sei zum Schluss zitiert: „Die absolute Wahrheit ist nie die, die man für sich beansprucht.“

Markus Lautenbacher

Bild: Markus Lautenbacher (links), Vendula Maihorn (im roten Jackett), Schulleiter Ernst Ziegler, Daniela Zeh und Ismail Ertug vor der Ausstellung „60 Jahre Römische Verträge“ in der Schulstraße

Foto: Bianca Holzapfel, Freie Mitarbeiterin bei der PNP